Wolfgang Hilbig: Alte Abdeckerei

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Meuselwitz, Kohlebahn, R.-Breitscheid-Straße, Nähe Auholz © Trude Lippold

Lesung mit Helmut Kuhn

Die Erzählung „Alte Abdeckerei“ ist ein Kunstwerk aus magischer Sprache. Ihr Protagonist durchstreift eine Landschaft der Schatten. Schatten des Krieges und der im Krieg Verschwundenen. Der Entwurzelung und Identitätssuche. Hilbigs jugendlicher Held erforscht auf ausschweifenden Erkundungsgängen diesen Bereich voller Ruinen, ausgelaugter Äcker und Industrieanlagen, obwohl er immer wieder von den Erwachsenen gewarnt wird: Es seien dort Menschen verschwunden, über die niemand mehr reden darf, die aber in der Erinnerung nicht auszulöschen sind. Sein Weg führt ihn zu einer Fabrikruine und an den Rand des Malstroms, in dem Leben und Tod unaufhörlich ineinanderfließen.

„Jenseits der Kohlenbahnlinie, südöstlich eines halb unbewohnten Dorfes, tief in der verwilderten Senke, direkt an dem verkommenen Zaun begann das Gebiet, welches der Osten war, und man drang nicht ungestraft in diese Gegend vor.“

Helmut Kuhn, 1962 geboren, Journalist und Autor, studierte in Berlin und Paris und schrieb aus New York für die Süddeutsche Zeitung, Die Zeit, die Neue Zürcher Zeitung und Penthouse. Er lebt heute in Berlin und arbeitet unter anderem für mare, Focus und Stern. Neben belletristischen Werken wie seinem Debütroman "Nordstern" (2002) veröffentlicht er Sachbücher zu sozialpolitischen Themen, so zum Beispiel gemeinsam mit Murat Kurnaz "Fünf Jahre meines Lebens. Ein Bericht aus Guantanamo" (2006) und gemeinsam mit Igal Avidan "Mod Helmy. Wie ein arabischer Arzt in Berlin Juden vor der Gestapo rettete" (2017).

Eine Veranstaltung des HdDM und der Tucholsky-Buchhandlung Berlin in Kooperation mit der Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft

Wolfgang Hilbig im Orginalton mit seinem Text "Der Leser" am 22. Juli 2002 im Hörspielstudio 2 im Berliner Funkhaus Nalepastraße, wo im Auftrag von MDR KULTUR die Aufnahmen für das Hörbuch "Der Geruch der Bücher" in der Redaktion und Regie von Matthias Thalheim stattfanden. Dieses Gedicht gelangte damals nicht in die zeitlich limitierte Auswahl der CD. – Matthias Thalheim macht es hier erstmals der Öffentlichkeit zugänglich.
Wolfgang Hilbig liest: Der Leser
Auch die Aufnahme des Gedichtes "geste" – eingesprochen von Wolfgang Hilbig 2002 im Berliner Funkhaus Nalepastraße und bislang unveröffentlicht – wird hier zum 80. Geburtstag des Dichters von Matthias Thalheim erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Wolfgang Hilbig liest: geste