Versprengte Engel - Wolfgang Hilbig und Sarah Kirsch

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© gezett

Mit Marit Heuß, Nancy Hünger und Wilhelm Bartsch

Es waren zwei „versprengte Engel“, die sich in den Jahren 1986/1987 beständig Briefe schrieben – Sarah Kirsch und Wolfgang Hilbig, zwei Autoren aus der DDR, nunmehr mit Wohnsitz in der Bundesrepublik. War für Kirsch ihr Leben in der BRD nach der Biermann-Ausbürgerung ein unumkehrbarer Entschluss, so hatte es für Hilbig zunächst vorübergehenden Charakter. Im Horen-Heft 1/2023 (Heftnummer 289) mit Jubiläumsbeiträgen zu Wolfgang Hilbig ist der von Marit Heuß edierte Briefwechsel Hilbig-Kirsch enthalten. In diesen Briefen lassen sich die spannenden Umstände von Hilbigs Entscheidung für einen Verbleib in der BRD auch vor dem Hintergrund der Gedichte seines zweiten Lyrikbandes „versprengung“ (1986) lesen.
Dem Rätsel um Titel und Titelgedicht von Hilbigs erstem Gedichtband „abwesenheit“ (1979) geht Nancy Hünger sowohl in ihrem Horen-Beitrag als auch in dem Essay „abwesenheit“. Über Wolfgang Hilbig (Heidelberg 2022) nach, bedenkt u. a. die Umstände des Schreibens in der DDR. Wilhelm Bartsch, der mit Hilbig und Kirsch befreundet war und für den siebten Band der Hilbig-Werkausgabe Essays, Reden, Interviews ein fulminantes Nachwort verfasste, verlebendigt diesen Abend mit Erinnerungstexten zu beiden Autoren. Bartsch selbst stand mit beiden in Briefkontakt.

Mitwirkende

Marit Heuß, geboren 1984 in Schlema/Sa., Lyrikerin und Literaturwissenschaftlerin an der Universität Leipzig, lebt in Leipzig. Heuß edierte den Briefwechsel zwischen Sarah Kirsch und Wolfgang Hilbig, verfasste außerdem den literarischen Essay „Garagen am Ende der heimatstraße“ über Hilbigs Geburtsstadt Meuselwitz, beide Texte wurden in den Horen 289 (2023) publiziert. 2022 war sie gemeinsam mit Judith Herrmann Gast des jährlichen Hilbig-Podiums im Literaturhaus Leipzig.

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Nancy Hünger, geboren 1981 in Weimar, Lyrikerin und Leiterin des Studios Theater/ Literatur an der Universität Tübingen, lebt in Tübingen. Hünger verfasste den Essay „Abwesenheit“ über Wolfgang Hilbig (Wunderhorn: Heidelberg 2022) und publizierte in den Horen 289 (2023) den Essay „wie in der liebe da es mir gebricht“ und war mit "Solitair" an der Reihe "Lesarten" zum Internationalen Wolfgang-Hilbig-Jahr 2021/22 beteiligt. Sie erhielt zahlreiche Literaturpreise, darunter der Caroline-Schlegel-Förderpreis für den Text "Die Stunde der Schatten" über Wolfgang Hilbigs Buch "Alte Abdeckerei".

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Wilhelm Bartsch, geboren 1950 in Eberswalde, lebt als freier Schriftsteller in Halle. Bartsch war mit Wolfgang Hilbig und Sarah Kirsch befreundet. Zu den Essays und Interviews der Wolfgang-Hilbig-Werkausgabe Band 7 (S. Fischer) schrieb er das Nachwort. Wilhelm Bartsch wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, unter anderem wie Hilbig mit dem Brüder-Grimm-Preis der Stadt Hanau.

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© Fotos: Marit Heuß: Michael Melerski; Nancy Hünger: Felix Wilhelm;
Wilhelm Bartsch: Knut Müller

Eine Veranstaltung der Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft e. V., gefördert von der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten (ALG) im Auftrag der Beauftragten des Bundesministeriums für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Bundestags.
Eine Kooperation mit der Literarischen Buchhandlung Quichotte und der Universität Tübingen (Deutsches Seminar & Studio Theater und Literatur), der Friedrich-Hölderlin-Gesellschaft und der Stadt Lauffen am Neckar.

Wolfgang Hilbig im Orginalton mit seinem Text "Der Leser" am 22. Juli 2002 im Hörspielstudio 2 im Berliner Funkhaus Nalepastraße, wo im Auftrag von MDR KULTUR die Aufnahmen für das Hörbuch "Der Geruch der Bücher" in der Redaktion und Regie von Matthias Thalheim stattfanden. Dieses Gedicht gelangte damals nicht in die zeitlich limitierte Auswahl der CD. – Matthias Thalheim macht es hier erstmals der Öffentlichkeit zugänglich.
Wolfgang Hilbig liest: Der Leser
Auch die Aufnahme des Gedichtes "geste" – eingesprochen von Wolfgang Hilbig 2002 im Berliner Funkhaus Nalepastraße und bislang unveröffentlicht – wird hier zum 80. Geburtstag des Dichters von Matthias Thalheim erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Wolfgang Hilbig liest: geste