Nicht-Landschaften [ ...] Hilbig und Mattheuer

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Martin Ehrler im Gespräch mit Marit Heuß und Ringo Rösener

Der Thomasius-Club widmet sich diesmal, passend zur dunklen Jahreszeit, den Industrielandschaften Hilbigs und Mattheuers als düster-dystopische Formen romantischer Naturpoesie.

In den Werken des Schriftstellers Wolfgang Hilbig und des Malers Wolfgang Mattheuer bildet die Landschaft rund um Leipzig eine wichtige Konstante. Die seinerzeit vor allem durch die DDR-Braunkohleindustrie und ihren Raubbau zunehmend geschändete Gegend galt als eine der dreckigsten in ganz Europa. Ein dort zu Tage tretendes, zerrüttetes Mensch-Natur-Verhältnis war auch Sinnbild eines gescheiterten Staates und seines Systems. Von daher war eine künstlerische Auseinandersetzung mit ihr vor einem doppelten Hintergrund problematisch. Zum einen weil die Ausmaße der Zerstörung historisch unvergleichlich waren, zum anderen weil die ästhetische Kategorie der Landschaft zu DDR-Zeiten per se als eine politische verstanden werden musste. Hilbig und Mattheuer versuchten dem zu begegnen, indem sie in der Adaption und Revision der vor allem durch die Romantiker entwickelten Verfahren der Landschaftsdarstellung einen Zugang suchten, der beiden Problematiken Rechnung trug.

Dr. Martin Ehrler, geb. 1989, ist Literaturwissenschaftler. Zuletzt war er Mitglied des Forschungsprojektes »Experimentierfeld Dorf« und des DFG-Graduiertenkollegs »Modell Romantik«. Seine Forschungsschwerpunkte sind vor allem die Ästhetisierung von Industrielandschaften, Aktualisierungen des Romantischen und autofiktionales Schreiben. Veröffentlichungen u.a. zu Einar Schleef, Novalis und Wolfgang Hilbig.

Dr. Ringo Rösener und Dr. Marit Heuß arbeiten am kulturwissenschaftlichen bzw. am germanistischen Institut der Universität Leipzig und gehören zum Team der Wissenschaftsreihe "Thomasius-Club" der Universitätsbibliothek.

Veranstaltung des Thomasius-Clubs der Universitätsbibliothek Leipzig in Kooperation mit der Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft e.V.

Wolfgang Hilbig im Orginalton mit seinem Text "Der Leser" am 22. Juli 2002 im Hörspielstudio 2 im Berliner Funkhaus Nalepastraße, wo im Auftrag von MDR KULTUR die Aufnahmen für das Hörbuch "Der Geruch der Bücher" in der Redaktion und Regie von Matthias Thalheim stattfanden. Dieses Gedicht gelangte damals nicht in die zeitlich limitierte Auswahl der CD. – Matthias Thalheim macht es hier erstmals der Öffentlichkeit zugänglich.
Wolfgang Hilbig liest: Der Leser
Auch die Aufnahme des Gedichtes "geste" – eingesprochen von Wolfgang Hilbig 2002 im Berliner Funkhaus Nalepastraße und bislang unveröffentlicht – wird hier zum 80. Geburtstag des Dichters von Matthias Thalheim erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Wolfgang Hilbig liest: geste